EDITORIAL

Mehr als Wohnen

Foto: Stefan Müller

  • Autor: Boris Schade-Bünsow, Chefredakteur Bauwelt

1,5 Millionen zusätzliche, neue Wohnungen bis zum Ende der Legislaturperiode: Das hat sich die Bundesregierung im September 2018 vorgenommen. Wenn der Bauüberschuss hinzugerechnet wird, wird diese Zahl knapp erreicht. Inzwischen bauen wir 300.000 Wohneinheiten pro Jahr; das ist ein wesentlicher Faktor, um den Markt zu entspannen, bezahlbaren Wohnraum und bezahlbare Mieten zumindest in Zukunft zu ermöglichen und gleichwertige Lebensverhältnisse für viele zu schaffen. Dafür muss Platz gefunden werden, der natürlich nicht nur in neu ausgewiesenen Baugebieten liegen sollte. Nachverdichtung, Sanierung und die langfristige Entwicklung von Quartieren sind noch immer die Schlagworte der aktuellen Wohnraum-Offensive. 300.000 neue Wohnungen pro Jahr schaffen nicht nur Raum zum Leben für ca. 450.000 Menschen, sie machen auch ein gutes und großes Stück Stadt aus.

Wir zeigen in diesem Heft urbane Wohnbauten wie das Schwedler-Carré im Frankfurter Osten, in dem Ortner & Ortner neben der städtebaulichen Gesamtplanung nun schon das vierte Projekt realisieren. Außerdem blicken wir hinter die Kulissen des in Wien, Berlin und Köln ansässigen Büros mit der außergewöhnlichen, von progressiver Konzeptkunst geprägten Geschichte. Zusätzlich werfen wir einen Blick auf zwei Projekte in einem ganz anderen Maßstab von KOOPA Architekten, die bei ihren Sanierungsprojekten einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen. Es geht um eine denkmalgeschützte Villa in Berlin-Dahlem und die Zusammenlegung zweier Wohnungen in Berlin-Friedrichshain. Mit den Lösungen der Architekten beginnt für beide Bauwerke ein neuer Lebenszyklus.

Aber weil zur Stadt mehr als nur Wohnbauten gehören, geht es zuvor um die wiedereröffnete Neue Nationalgalerie in Berlin. Das von Mies van der Rohe 1968 entworfene Bauwerk wurde in den vergangenen Jahren sorgfältig von David Chipperfield Architekten saniert. David Chipperfield selbst nennt seine Arbeit „chirurgisch“. Jetzt ist der ikonografische Kulturtempel wieder für das Publikum geöffnet.

Boris Schade-Bünsow, Chefredakteur Bauwelt

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